Nimmt man die Häufigkeit des Suchbegriffs Nachhaltigkeit auf Google zur Grundlage, hat sich das Interesse an diesem Thema in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Dasselbe gilt für nachhaltige Kleidung. Doch wie erkennt man nachhaltige Kleidung? Welche Textilsiegel stehen eher für Greenwashing als für Verantwortungsbewusstsein? Diesen und anderen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach und geben Tipps zum Kauf nachhaltiger Kleidung.
Welche Komponenten machen nachhaltige Kleidung aus?
Viele Verbraucher denken bei günstigen Textilien sofort an die oft desolaten Arbeitsverhältnisse in Südasien – Stichwort: Rana Plaza. Und damit sind wir schon bei der ersten Säule nachhaltiger Textilien: der ethisch-sozialen Nachhaltigkeit. Unternehmen, die sich diesem Thema verschrieben haben, fokussieren sich auf Zahlung angemessener Löhne und Schaffung sicherer Arbeitsplätze. Grundlage für ihr Handeln bilden die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation. Kleidung von Unternehmen, die hier ein hohes Level erreicht haben, wird als Fair Fashion bezeichnet.
Der zweite Pfeiler, der das Konzept ganzheitlich nachhaltiger Textilien trägt, ist die ökologische Nachhaltigkeit. Damit sind sowohl der biologische Baumwollanbau, als auch die weiteren Prozesse entlang der Lieferkette gemeint. So etwa Färbeprozesse, Verpackungen und Wasserrecycling. Stichwort Recycling. Wiederverwertung spielt bei der so genannten Green Fashion noch ein weitere, an Bedeutung zunehmende Rolle. Denn es werden vermehrt alte Baumwolle, als auch PET-Flaschen zu neuen Fasern versponnen. Diese schaffen eine spannende Alternative zur Bio-Baumwolle, die ganz besonders dann interessant wird, wenn es um nachhaltige Funktionstextilien und Sportbekleidung geht.
Nachhaltige Textilsiegel – mehr Schein als Sein?
Nun da klar ist, welche Grundvoraussetzungen nachhaltige Textilien erfüllen müssen, geht es „nur noch“ darum, herauszufinden, wann Kleidung wirklich und nachprüfbar nachhaltig ist. Denn Textilsiegel, die Nachhaltigkeit versprechen gibt es wie Sand am Meer. Aber nur wenige halten, was sie versprechen. Die folgende Übersicht hilft, die weitreichendsten Siegel für beide Säulen der Nachhaltigkeit zu erkennen.
Siegel für ethisch-sozial nachhaltige Textilien
Weniger empfehlenswerte Siegel:
- BSCI amfori
intransparent, nicht unabhängig - WRAP
stellt in erster Linie die Einhaltung nationaler Gesetze sicher und geht nicht darüber hinaus
Empfehlenswerte Siegel:
- Fairtrade Baumwolle
sozialverträgliche Arbeitsbedingungen, außerdem Anforderungen an umweltverträglichen Baumwollanbau - Fair Wear Foundation
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Diese beispielhaften Label, die auch in einer ganzen Reihe an Textilien aus unserem Sortiment zu finden sind, haben ihre Daseinsberechtigung. Stellen sie doch zumindest einen ersten Schritt zu mehr Nachhaltigkeit dar und oft sinnvoller als von den Herstellern selbst geschaffene Standards.. Doch wenn Verbraucher Wert auf weitreichende Nachhaltigkeit legen, bieten die folgenden Siegel und Mitgliedschaften eine gute Orientierung.
Siegel für ökologisch nachhaltige Textilien
Weniger empfehlenswerte Siegel:
- Organic Blended Content Standard
verlangt nur einen geringen Anteil an Bio-Baumwolle, keine Vorgaben zum Schutz der Umwelt - OEKO-TEX 100
bezieht sich nur auf die Verwendung von Chemikalien, nicht auf den Einsatz von Bio-Baumwolle
Empfehlenswerte Siegel:
- IVN Best
sehr streng, nur für Naturfasern - Global Organic Textile Standard
sehr umfassend, bis zu 30 % Recyclingfasern, auch soziale Normen - Made in Green
strenger Standard aus der OekoTex-Familie, auch soziale Normen - Blauer Engel
etwas weniger streng als GOTS, Made in Green und IVN Best - EU Ecolabel
hohe Umweltstandards, wenig Fokus auf soziale Aspekte - Organic 100
eingeschränkt, da es sich nur auf den Anbau der Baumwolle bezieht, keine Umwelt- und Sozialstandards
Welche Kleidermarken sind nachhaltig?
So viel zum theoretischen Teil. Welche Kleidermarken aus unserem Online-Shop können wir in Sachen Nachhaltigkeit also empfehlen? Hierzu sei gesagt, dass immer mehr Hersteller zumindest einen Teil ihrer Kollektion von einem der hochwertigeren Siegel zertifizieren lassen. In der folgenden Liste ist daher nicht nur angegeben, ob hochwertige Siegel genutzt werden, sondern auch wie umfassend.
weitreichender Bio-Standard/Recycling Standard | weitreichender Etik-Standard | Großteil des Sortiments/komplettes Sortiments | |
Earth Positive | ✔ | ✔ | ✔ |
Continental Clothing | ✘ | ✔ | ✔ |
Neutral | ✔ | ✔ | ✔ |
Mantis | ✔ | ✘ | ✘ |
Westford Mill | ✔ | ✔ | ✘ |
B&C | ✔* | ✘ | ✘ |
*OCS100 Standard
Was tun, um den textilen CO₂-Abdruck zu verringern?
Nachhaltige Kleidung zu kaufen ist ein wichtiger Schritt. Mit einigen kleinen Tricks kann man noch ein klein wenig mehr tun, um den eigenen CO₂-Abdruck zu reduzieren. Die wichtigsten haben wir hier für Sie zusammengetragen.
- Marken kaufen, die bei der Produktion größtenteils oder komplett auf erneuerbare Energien setzen (beispielsweise Neutral, Earth Positive oder Continental Clothing.
- Nach Möglichkeit bei 20 oder 30°C Waschen.
- Fassungsvermögen der Waschmaschine optimal nutzen (ca. eine Handbreite Luft in der Trommel).
- Pflegesymbole im Textil beachten.
- Seltener, dafür mehr Textilien bügeln.
- Zuerst Wäsche mit niedriger Temperatur bügeln.